Anton Kluger

Gemeindebetreuer von Gießhübel / Adlergebirge von 1969 bis 1978


Anton Kluger (1895-1979)


Anton Kluger wurde am 22.8.1895 in Gießhübel (Adlergebirge) geboren und verstarb ganz plötzlich und unerwartet am 26.5.1979 in Ludwigsburg. Am 31.5. fand die Beisetzungsfeier statt. Vor einer großen Trauergemeinde, die sich in der Andachtshalle versammelt hatte, widmete der Gemeindepfarrer in einer Gedenkansprache dem allseits beliebten Menschen und vorbildlichen Familienvater ehrende Worte des Gedenkens.

Heimatkreisbetreuer Ernst Hermann, Mitglied der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, würdigte die Verdienste des Verstorbenen um unsere Heimatgemeinschaft und Ortsbetreuer Franz Wondrejz brachte in seinen Abschiedsworten den Dank aller einstigen Mitbürger ihrem letzten Bürgermeister gegenüber zum Ausdruck. Die Klänge des Adlergebirgsliedes "Tief eim Tole ...", von einem Bläserchor intoniert, entboten unserem Landsmann einen letzten Heimatgruß.

Die Heimatgemeinschaft verlor mit Ldm. Kluger einen verdienstvollen und geliebten Menschen.
Sein Leben war gekennzeichnet von Pflichtbewusstsein und Hilfsbereitschaft seinem Nächsten gegenüber.

Nach dem Besuch von Volks- und Bürgerschule in Gießhübel trat er in die Webereifachschule in Starkstadt bei Braunau ein. Der 1. Weltkrieg führte ihn an die Ostfront. Er wurde verwundet und erhielt eine Auszeichnung wegen Tapferkeit. Nach dem frühen Tod seiner Eltern im Jahre 1919 musste er seine Tätigkeit im Textilfach aufgeben und zum Bäckerhandwerk umschulen, um sich und seinen 3 Geschwistern (Marie, Adolf und Anna) das elterliche Erbe, zu dem auch ein Gemischtwarengeschäft gehörte, zu erhalten.

Sein aufrechtes Wesen und seine geistige Regsamkeit sicherten ihm Ansehen und Vertrauen bei seinen Mitbürgern. In Vereinen und den wirtschaftlichen Verbänden seines Heimatortes wirkte er in führender Stellung. Er war Mitglied des Deutschen Kulturverbandes, der Freiwilligen Feuerwehr, des Gesangvereins, des Theatervereins und ehrenamtlicher Vorstand der Volksbank Gießhübel.

In schwerer Zeit (1944-45), mitten im Kriege, übernahm Ldm. Kluger das Amt des Bürgermeisters in Gießhübel, das er verantwortungsbewusst und umsichtig bis in die bitteren Tage des Zusammenbruchs verwaltete. Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gegenüber jedermann bestimmten dabei stets sein Handeln.

1945 wurde er seines Haus- und Grundbesitzes sowie des Betriebsvermögens enteignet und im eigenen Betrieb zwangsverpflichtet. Am 1. August 1946 wurde er gemeinsam mit seiner Familie von den Tschechoslowaken aus der Heimat nach Mecklenburg (sowjetische Besatzungszone) vertrieben. Dort war er zunächst als Waldarbeiter und Nachtwächter tätig. Dank seiner kaufmännischen Kenntnisse wurde er Leiter und Lehrlingsausbilder des HO-Lebensmittelgeschäftes in Lübtheen (Mecklenburg).

Am 9.12.1968 übersiedelte er mit seiner schwerkranken Frau Theresia, geb. Schintag, in die Bundesrepublik Deutschland in die Nähe seiner beiden Söhne Helmut und Siegfried. Kurz danach traf Ldm. Kluger der härteste Schicksalsschlag seines Lebens, als ihm der Tod 1969 seine Frau entriss.

An den Familien seiner Söhne richtete er sich auf und stellte sich schon bald wieder in den Dienst seiner Heimatfreunde und Schicksalsgefährten. Ohne Zögern übernahm er das verwaiste Amt des Heimatbetreuers, das er viele Jahre hindurch gewissenhaft ausübte.

Durch die innere Verbundenheit zur Heimat war er bis 1976 Mitglied im Kreisrat Oberes Adlergebirge und somit auch für den Nachrichtenteil seiner Heimatgemeinde Gießhübel im Bereich des Heimatschrifttums verantwortlich.
Aufgrund seiner Tätigkeit als Bürgermeister und leitendes Mitglied verschiedener Institutionen war es ihm möglich, für das Heimatarchiv und Heimatmuseum Waldkraiburg wesentliche Unterlagen (z.B. das Siegel von 1710), Dokumente und Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen.
Im Anbetracht seiner Leistungen wurde ihm durch den Heimatkreis Oberes Adlergebirge die

 Silberne Erinnerungsmedaille - Heimat Sudetenland - mit Urkunde

verliehen.

Immer schlugen ihm die Herzen seiner Landsleute dankbar und liebevoll entgegen, wenn er in ihrer Mitte weilte.
Alle schätzten seine menschliche Güte und sein hilfsbereites Handeln. Wir werden seiner stets in Ehren gedenken.


Nach Unterlagen aus dem Archiv und aus "Mei Heemt" 5 / 6 - 1979 zusammengestellt von Thea Frank