Der Turnverein


Der Gießhübler Turnverein

Die Gründung des Gießhübler Turnvereins fand am 28. 10. 1898 statt. Die erste Turnstunde wurde im Gasthaus Hasler in Kuttel abgehalten. Als 1. Vorsitzender wird Lehrer Rudolf Finger genannt. Der 1. Turnwart soll der im 1. Weltkrieg gefallene Franz Seibert gewesen sein. Eine ganze Anzahl von Turnbrüdern ist aus dem 1. Weltkrieg nicht heimgekehrt.

Gasthaus Hasler in Kuttel

Mit dem Bau der Bürgerschule wurde durch den in der Schule befindlichen Turnsaal die Raumnot behoben. Die meisten Geräte im Turnsaal waren Eigentum des Turnvereins. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der während dieser Zeit ruhende Turnbetrieb wieder aufgenommen und auch eine weibliche Turnriege gegründet. Als Turnwart hat sich der seinerzeit in Gießhübel tätige Fachlehrer Rudolf Knoblich bewährt. Vor ihm war es ein Lehrer Plitzka., der als Vorturner so manche Übung vormachte und die Anleitung hierzu gab. Als Blütezeit des Vereins kann man wohl die Zeit um das Jahr 1925 ansehen. Aufnahmen aus dieser zeit bezeugen die stattliche Anzahl der Ausübenden. Als Obmann fungierte der Bürgerschuldirektor Wilhelm Hofmann. Durch seine Person wurde der Verein bestens vertreten, selbst dann, als der Verein ein Dorn im Auge der Herrschenden Volksgruppe des Staates war. Als Schriftführer und Vorturner war viele Jahre hindurch Franz Mach tätig.

Frauen als Mitglieder im Turnverein

Der Verein gehörte dem Turngau Braunau an. Die Braunauer Turner waren mehrmals zu einem Turnfest Gast in Gießhübel. Von Gießhübel aus wurden auch die Turnriegen in Sattel und Deschnei gegründet. Bei den Heimatfesten und sonstigen Veranstaltungen wirkte der Turnverein mit und an der Fahnenweihe des Vereins Lewin (später hieß der Ort Hummelstadt) nahm er aktiv teil. Ein schönes Erlebnis war für die Gießhübler Turner die Teilnahme am großen Turnfest in Aussig im Jahre 1926. Auch zu den Gauturnfesten sandte er seine besten Turner.

Einmal wurde dem Verein seitens der politischen Behörde jede Tätigkeit untersagt. Nach langen Bemühungen wurde diese Einschränkung aufgehoben. Aus diesem Anlasse nahmen die Turner geschlossen an einem Feiergottesdienste in der Kirche teil und marschierten aus der Kirche in Reih und Glied unter Vorantragen der tschechoslowakischen Staatsflagge.

Um dem Turnbetrieb auch Sportarten wie Handball etc. anzugliedern, fehlte es an einem geeigneten Sportplatz. Der vermisste Landsmann Franz Ascherl hat sich in dieser Angelegenheit sehr verdient gemacht. Seitens des Besitzers des Hotel Jirku wurde dem Verein eine Wiese abseits der nach Pollom führenden Straße, links hinter den Häusern Nr. 40 und 41/St., in gewünschtem Ausmaße zur Verfügung gestellt. Viele freiwillige Arbeitsstunden waren nötig, um den Sportplatz herzurichten. Die neuen Sportarten fanden Gefallen und es wurde fleißig geübt. Die Turner und auch die Feuerwehr hatten nun auch einen Platz für ihre Marschübungen. Die Turn- und Sportfeste konnten auf eigenem Platz veranstaltet werden und auch die Schulen benützten den Platz.

Rechts unten Sportplatz von Gießhübel

Die meisten Besucher hatten sich wohl zur Feier des 1. Mai 1938 eingefunden. Selbst aus benachbarten Gemeinden waren die Menschen herbeigeströmt, um an dieser Kundgebung teilzunehmen.

Jetzt ist der Platz verwachsen.
 

Zusammengestellt nach Aufzeichnungen von Josef Schintag von Thea Frank,
veröffentlicht im Heimatkalender "Trostbärnla" 1994 Seite 82 ff