Hotel Jirku

Das Hotel Jirku, früher "Gasthof zum Feldmarschall Radetzky" genannt, stand am Ring des Mensestädtchens Gießhübel. Von weither kamen Ausflügler und Touristen, die das Adlergebirge kennen lernen wollten und hielten Einkehr "beim Jirku".


Ringplatz Gießhübel mit Hotel Jirku

Schon der gepflegte Garten neben dem Gasthof, mit Ziersträuchern, bunt glänzenden Kugeln, Waldtierchen und Zwerglein, lockte die Gäste an. Sogar von Prag und anderen großen Städten der damaligen Tschechoslowakei kamen vornehme Persönlichkeiten, um hier ihren Sommerurlaub zu verbringen. Das Hotel Jirku bot Fremdenzimmer an, in denen sich die Urlauber wirklich heimisch fühlten konnten. Ob nur auf Kurzurlaub oder als Gast auf längere Zeit, jeder wurde mit gleicher Freundlichkeit aufgenommen. Die Küche war vorzüglich, die Bedienung schnell und freundlich, und alles wurde nach Wunsch serviert. Im Sommer wurde, je nach Witterung, Kaffee oder Tee mit selbstgebackenem Kuchen auch im Garten aufgetragen. Liegestühle wurden zur Verfügung gestellt und für die Liebhaber des Kegelspiels gab es eine Kegelbahn. Zum Freibad war es nicht weit.

Da Jirku auch Landwirtschaft hatte, konnten sich die naturliebenden Gäste, denen anstrengende Wanderungen nicht bekamen, in der Pferdekutsche fahren lassen, um all die Schönheiten des Adlergebirges bewundern zu können. Selbst die vornehmen Badegäste vom Herzheilbad Kudowa kamen mit Pferdedroschken angefahren und verbrachten im Gasthof Jirku angenehme Stunden. - Im Winter fanden die Skisportler hier Unterkunft und manch einer wird sich noch lange an die schönen Fahrten mit dem Pferdeschlitten durch das verschneite Bergland erinnern.
 



Gaststube Hotel Jirku

Zum Hotel gehörte auch eine Theaterbühne, ein Tanzsaal und ein separates Musikzimmer. Es wurden bessere Bälle abgehalten, auch mit "Schweinefest" (Schlachtfest). Immer aber wurde eine besonders feine Küche geboten. Von der talentierten Gießhübler Theaterspielgruppe wurden häufig spannende Stücke erstklassig vorgeführt. Der geräumige Saal war stets bis auf den letzten Platz gefüllt. Von besonders festlichen Begebenheiten wurden hier von dem stark vertretenen Gesangvereinen Stücke, ja sogar Operetten, eingeübt. Auch die Musikkapelle mit Blas- und Streichinstrumenten übte hier.

1945 wurde das Hotel von den Russen völlig verwüstet. Die letzte Besitzerin, Frau Martha Jirku, wurde in die Tschechei verschleppt und 1946 nach Neubrandenburg vertrieben. Sie starb am 23.9.1991 fast 94jährig in Hagen/Westfalen – am Todestag ihres einzigen, im Krieg verbliebenen Sohnes und Erben. Der Gasthof wechselte nach 1946 noch einige Verwalter, später wurde das Anwesen vom Tschechischen MNV (Gemeindeamt) verkauft und zu einer Versuchsanstalt für gesundheitliche Zwecke umgeändert. So wurde in dem einst so lebendigen Mensestädtchen, neben vielen anderen Dingen, auch dieses schöne Hotel vernichtet, das zum Ansehen des Ortes wesentlich beigetragen hat.

Ergänzung: Das Gebäude wurde erneut renoviert und steht seit 2004 als Wohnhaus zur Verfügung, siehe auch Gaststätten.

2008 wurde zudem im Haus eine Arztpraxis eingerichtet.

Nach Unterlagen von Marie Klar (+ 1998 ) / T.F.