Wir waren im Adlergebirge

Anna Pohl (Gießhübel)

 

Nach einer längeren Pause führte uns Gießhübler in Mecklenburg wieder eine Fahrt in das Adlergebirge. Zu diesem Treffen, das vom 7.Mai - 13.Mai 2004 stattfand, kamen auch aus anderen Gegenden Deutschland gebürtige Gießhübler. Es war ein frohes Wiedersehen mit allen in der Chata "Destna“ in Deschnei.

Wie kann es anders sein, der Besuch am 1.Tage galt dem „Staadtla Gießhübel“ (Olesnice). Dort wurde gerade das 650jährige Bestehen des Ortes gefeiert (1. urkundliche Erwähnung). Wir wurden in der Kirche Zeugen, wie eine neue Fahne mit dem Wappen des Ortes eingeweiht wurde.

Anschließend konnten wir mit Pfarrer Rückers, der mit uns aus Lübtheen gekommen war, die heilige Eucharistie feiern. So einen kräftigen Gesang zum Lobe Gottes wird diese Kirche wohl schon lange nicht erlebt haben. Unsere Lieder klangen wundervoll in dieser Kirche.

 

 

In der Gießhübler Kirche 2004

 

Nachmittags schloss sich ein Treffen aller Heimatfreunde in der Chata "Juraska“, früher Schintag-Weberei, in Obergießhübel an. Etwa 70-80 Personen  hatten sich dazu zu Gesprächen, Gesang und Vorträgen eingefunden. Viele Erinnerungen wurden wieder wach. Wir erfuhren Neues über unsere Heimatfreunde, die die weiten Wege  ins Adlergebirge nicht mehr bewältigen können. Schließlich waren die in den Jahren um 1930 Geborenen bereits die ältesten Anwesenden.

Im Orte Olesnice selbst scheint sich eine positive Entwicklung anzubahnen, dank einer neuen Bürgermeisterin. Es herrscht mehr Sauberkeit. Die Wege sind in einem besseren Zustand. An dem Hang der Fibichwiesen, beim Roten Hübel, ist ein Skilift installiert, der mehr Touristen anziehen wird. Mit eigens für das 650jährige Jubiläum gedruckten Postkarten und anderen Artikeln wurde für den Ort geworben.

Die übrigen Tage reisten wir kreuz und quer durch das Adlergebirge. Wir besichtigten die Kirchen in Bärnwald und Auerschim, die dem Zerfall preisgegeben waren und wieder aufgebaut werden. An der Kirche in Bärnwald sind die beiden Türme am Portal bereits instand gesetzt. Der Kirchenraum befindet sich noch ohne Dach. In Auerschim konnten wir eine bereits sanierte Kirche besichtigen. Sie wird von Laien betreut. Wir spürten, wie die dortigen Gemeinden mit Einfallsreichtum ihren Glauben leben und sich für den weiteren Aufbau der Kirche einsetzen.

Zum besonderen Erlebnis wurde der Tagesausflug in das polnische Schlesien. Über den tschechisch-polnischen Grenzübergang Nachod-Bad Kudova gelangten wir zu dem Baudenkmal, das uns in Kindertagen schon faszinierte, dem Viadukt von Lewin. Die Fahrt ging weiter am Hummelberg vorbei - wo nach der Sage Raubritter ihr Unwesen trieben – bis hinauf zum Markierungspunkt „Schwarzes Kreuz“, dem Fußgängergrenzübergang nach Olesnice-Gießhübel. In dessen Nähe konnten wir weit in das Glatzer Land mit seinen tiefen Tälern und bewaldeten Höhen mit saftigen, frischgrünen Wiesen schauen. Wir genossen den herrlichen Ausblick.

Bei der Weiterfahrt über Grunwald gelangten wir in das weiträumige Tal mit vielen von früher her bekannten Ortschaften, von denen aus wir von der anderen, der schlesischen Seite das Adlergebirge betrachten konnten. Die Sonne beleuchtete Wald, Berge und Wiesen im frischen Maiengrün.

Die Fahrt ging weiter durch die breite Ebene in der Gegend um die Stadt Habelschwerdt. Vom Osten her grüßten  uns die Berge des Schneegebirges mit den Türmen der Wallfahrtskirche“Maria Schnee“, bis wir schließlich in Wölfelsgrund, einem engen Tal mit steilen, bewaldeten Hängen, ankamen. Dort begeisterte uns der Wasserfall der Wölfel. Die Häuser des Kurortes sind im Schweizer Baustil errichtet.

Auf dem Rückwege kamen wir durch Bad Landeck und kehrten im Gästehaus , dem schlesischen Zentrum „Lerchenfeld“, zum Kaffeetrinken ein. Nach der herzlichen Begrüßung der Wirtsleute in alten schlesischen Volkstrachten, mundete uns der schlesische Kuchen gut. War er doch nach altem Brauch in lange, schmale Streifen zurechtgeschnitten, „ doaß a gutt ai die Gusche nai poßte!“ Nach Darbietungen von alten Bräuchen, einem fröhlichen Gesänge von Volksliedern sowie der Besichtigung der musealen schlesischen Stube klang der Nachmittag aus.

Auf dem Rückweg passierten wir bei Mittelwalde die polnisch-tschechische Grenze in der Nähe von Grulich (Kralicki). Im Lichte der Abendsonne grüßten uns die Türme der Basilika vom Muttergottesberg herüber.

In der Hütte „Destna“ angekommen, wurden wir, wie an den anderen Tagen, gut verpflegt. Die Zimmer mit Bad des Hauses haben eine Sanierung erfahren. Wir konnten uns wohl fühlen. An den Abenden verlebten wir weitere gemütliche Stunden mit einem Videofilm mit Ansichtskarten von Gießhübel und  mit Tanz und Spanferkelessen, zu dem der Wirt eingeladen hatte.

Bei den weiteren Rundfahrten durch das Adlergebirge kamen wir u.a. über Stiebnitz und durch viele andere Ortschaften bis nach Grulich, auf schmalen Straßen und Serpentinen, wo sonst sich kaum ein Busfahrer hintrauen würde. Unser Fahrer, Günther Falke aus Boizenburg, meisterte alle Fahrten mit Bravour und brachte uns alle gesund nach Hause zurück. Dafür gebührt ihm unser Dank.

Die letzten Touren brachten uns nach Rokitnitz, nach Grulich zum Muttergottesberg, nach Dobruska und nach Nove mesto (Neustadt a.M.). Die Masaryk – Baude hatte sich bei unserem Besuch mitsamt den Bergkuppen in Nebel gehüllt. In Gießhübel sagten wir dann zum Ende der Reise „Ade“ mit einem Fototermin. Viel zu schnell vergingen die schönen Tage in der alten Heimat, die wir, dank der Initiative und guten Organisation unseres Heimatfreundes und Adlergebirgs-Wanderfan Manfred Rolletschek aus Lübtheen, dort verleben konnten. Durch die frühlingshafte Natur der Landschaft wurde für uns die Reise zu einem der schönsten Erlebnisse. Mit dem Dichter …  kann ich nur ausrufen: „O, wie bist du herrlich, o, wie bist du herrlich, du liebliche Heimat – du liebliche Heimat!“