Wappen von Gießhübel

Chronologische Entwicklung von Gießhübel 1354 - 1946

1354 älteste amtliche Nennung des Ortes unter dem Namen Olessa (woda)
1369 als Pfarrort Olecnicz bekannt, zum Friedenburger Burgsprengel gehörend
1374 - 1850 zur Herrschaft Opotschno gehörend, das den Friedenburger Burgsprengel aufgekauft hatte
1427 Zerstörung (Brand) der ersten hölzernen Kirche in dem jetzt Olessnicze genannten Ort, vermutlich durch die Hussiten
1478 durch ein Gesetz der letzten Premysliden Bindung der Bewohner des Ortes an die Herrschaft Frymburg, mit Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Frondiensten und Steuererhebungen.
1495 - 1635 unter der Herrschaft von Trtschka (Opotschno)
1499 Unter dem Namen Volesnice soll der bereits als Städtchen bezeichnete Ort einen Majestätsbrief erhalten haben
1503 Bau einer hölzernen Kirche, die bis 1704 zum Dekanat Dobruschka gehörte
1527 Verkauf des Ortes an Trku aus Lipnice.
1530 - 1534 Bau einer neuen hölzernen Kirche
ab 1538 Entsendung deutscher Bergknappen von der Grundherrschaft Opotschno zum Erzabbau und Errichtung eines Eisenhammers von Trtschka von Lipa. Mit der Entwicklung der Eisenindustrie kamen auch weitere deutsche Siedler und tschechische Arbeiter, vornehmlich in den unteren und oberen Teil des Ortes
1544 und 1598 Schriften aus diesen Jahren bezeugen, dass der Ort, nun genannt Wollesznice, bis dahin noch vorwiegend slawisch war.
Danach kamen zunehmend deutsche Namen und die Benennung Gießhübel auf - in unterschiedlicher Schreibweise, z.B. Güssiebel, Gißübel
1558 Die Kirche bekam eine große, schwere Glocke
1607 soll der Ort von Rudolf II. als Markt bzw. Städtchen bestätigt worden sein und ein Wappen bekommen haben
1633 durchzogen florentinische Reiter, Colloredo- und Wallenstein-Regimenter den Ort in Richtung Lewin
1639 Schwedische Truppen zogen über den Panzker in Richtung Grafschaft Glatz, sie plünderten und steckten den Ort in Brand
1654 waren 14 Bauern und 23 Häusler im Ort ansässig, also etwa 300 Personen, darunter
1 Müller, aber kein Handwerker. Alle Bewohner wiesen vorwiegend tschechische Namen auf
1680 Es wurde bereits Schulunterricht erteilt (in tschechischer Sprache)
1685 - 1700 Die bis dahin schwunghafte Eisenindustrie ging ein
um 1700 Die ersten Leineweber wurden in Gießhübel angesiedelt
nach 1700 wurde ein Weg von Untergießhübel über Dlohei, Rzy, und Tis nach Bodasin gelegt
1703 – 1705 wurde eine steinerne Kirche erbaut ( Filiale von Sattel)
um 1706 Durchmarsch, Einquartierung und Contribution kaiserlicher Soldateska brachten den Ort in Armut
1706 erwirkte das Städtchen Teutsch-Güssiebel das Recht, zwei, später drei Jahrmärkte und jeden Donnerstag einen Wochenmarkt abzuhalten
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Gegen jährliche Zahlung von 400 Gulden wurde die Robot erlassen (trat aber lt. Unterlagen erst später in Kraft)
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Das Städtchen erhielt das Recht auf eine eigene Gerichtsbarkeit und die Erlaubnis, einen Pranger aufzustellen
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Die Ortsteile Unter- und Obergießhübel wurden mit dem mittleren Ortskern zusammengelegt (insgesamt 384 Häuser).
Bei der Kirche wurde ein Friedhof angelegt
1707 Die Kirche wurde mit einer Orgel und Bänken versehen
1710 Zur Kirche wurde ein steinerener Treppenaufgang gebaut
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Aus diesem Jahr ist ein Siegeltypar erhalten mit der Aufschrift:
STADTL GÜSSIEBLER INSIGL
Insigl
1732 findet sich in einer Urkunde die Bezeichnung GIESSHÜBEL STADT
1740-1763 wurden während der Schlesischen Kriege Geiseln aus Gießhübel abgeführt, die Bevölkerung litt unter Teuerung und Krankheiten. Preußische Truppen zogen durch den Ort (1741).
nach 1742 teilte ein Schlagbaum das Gebiet Böhmens von der an Preußen verlorenen Grafschaft Glatz ab; in Kuttel wurde ein Zollhaus errichtet; Gießhübel erhielt zudem eine Grenzwache am oberen Ortsausgang
1743 Erhebung zur Pfarrei und Einsetzung eines Kaplans
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es wird ein Ort Lhota erwähnt, eine Siedlung im Nelhottental (die spätere „Bleiche“ im oberen Gießhübel)
1750 Rückgängigmachung der Rangerhöhung zur Pfarrei. Es verblieben aber Lokalisten
1772 Mehr als 100 Menschen starben an einer Seuche. Der Ort zählte nur noch 182 Häuser
1777 In der Taufmatrik treten die Namen Kohlenbrenner, Aschenbrenner, Schindelmacher und Löffelmacher auf
1779 Kaiser Josef II. machte auf einer Reise Halt in Gießhübel
1786 wurde mit Anerkennung Kaiser Franz Josef II. eine hölzerne Schule gebaut und 1789 bezogen (180 eingetragene Schüler)
1792-1815 während der Napoleonischen Kriege wurden Soldaten ausgehoben, es gab Einquartierungen, Truppendurchzüge, zwangsweise Anforderungen von Lebensmitteln und Verpflichtungen zu Vorspanndiensten
um 1800 Im Ortskern wurden 20 neue Häuser gebaut, es entstand der Ringplatz.
Beginn der Baumwollweberei, die bis ins 20. Jahrhundert Haupterwerbszweig wurde
1813 Durchziehende russische Artillerie baute über den Roten Hügel einen Knüppeldamm nach Pollom
1819 In die Mitte des Ringplatzes wurde ein Brunnen gesetzt
1846 Bau der Straße nach Obergießhübel bis zu den dort betriebenen Kalköfen
1847 Nach einer Missernte trat eine große Teuerung und Hungersnot auf
1850 wurde Gießhübel dem Bezirk Neustadt an der Mettau zugeordnet (vorher gehörte der Ort zu Nachod) und bekam den amtlichen Namen Gießhübel bei Neustadt an der Mettau
1853 Endgültige Erhebung des Gotteshauses zur Pfarrkirche
1861 Ein Großbrand zerstörte die Ortsmitte, auch die Kirche und das Rathaus (vordem Jagdschlößchen mit Turm und Turmuhr)
1862 Wiederaufbau von Kirche und Rathaus (ohne Turm und Uhr)
1866 Preußische Truppen zogen durch Gießhübel und brachten die Cholera mit
1868 Grundsteinlegung zur neuen Schule mit Uhrturm am oberen Ringplatz
1869 Bau des Brauhauses
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Kauf einer neuen Orgel für die wiedererbaute Kirche
1874 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
1878 Errichtung eines kaiserlich-königlichen Postamtes
um 1880 Beginn der mechanischen Weberei
1880 Bepflanzung des Ringplatzes mit Linden
1883 Einrichtung einer Postsparkasse
1884 Gründung des Gesangvereins und des Theatervereins
1889 Einrichtung einer Winterschule (Expositur) in Obergießhübel
1890 durchweg deutschsprachige Bevölkerung, danach erst wieder Zuzug und Erwerb von Grundbesitz durch tschechische Familien.
Einwohnerzahl: über 3000
1892 Bau einer Straße entlang des Baches Olesenka (Alscher) nach Rokoli und Novy Hradek
1894 Einrichtung einer Telegrafenstation
1898 Gründung des Deutschen Turnvereins
1902 Nach dem Bau des Bahnhofs im 6 km entfernten Lewin wurde Gießhübel bis 1945 zu einem wichtigen Umschlagplatz für Holz und Kohle
1902-1922 Eine Postkutsche fuhr zwischen Gießhübel und Neustadt a.d.M.
1905 –1906 Bau der Bürgerschule
1910 Gießhübel bekam ein Elektrizitätswerk, die Zentrale (später Sägewerk)
1914 Baubeginn der „Neuen Straße“ (Zollstraße) nach Kuttel und einer Straße von Pollom nach Sattel
1914 – 1918 Der Ort verlor 88 Männer im 1. Weltkrieg
1918 Nach dem 1. Weltkrieg wurde Gießhübel durch tschechisches Militär besetzt.
Zunehmende Tschechisierung des Ortes
ab 1918 Infolge wachsender Verarmung der deutschen Bevölkerung
Beginn der Heimarbeit als Broterwerb (Netzen, Filetarbeiten, später auch Stricken)
1921 Erste Postbuslinie von Neustadt a.M. nach Gießhübel (bis 1938)
1922 Der Ort bekam den amtlichen Namen Gießhübel im Adlergebirge
1923 Eine Telefonstation wurde eingerichtet
1925 Eine neuerbaute tschechische Schule mit Kindergarten und Turnhalle wurde bezogen
1926 – 1928 Bau und Einweihung des Kriegergedächtnisbrunnens auf dem Ringplatz
1926 Die Kirche bekam neue Glocken (die vorherigen wurden im 1. Weltkrieg , die neuen im 2. Weltkrieg eingezogen)
1927 Einrichtung eines öffentlichen Kindergartens mit Unterstützung des Deutschen Kulturverbandes
1934/35 Das Mensestädtchen Gießhübel erfreute sich wachsender Beliebtheit als Sommerfrische und Wintersportort
1936 - 1938 Bau tschechischer Befestigungen (Bunkerkette)
1938 im September Mobilmachung
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Viele tschechische Privatpersonen, Beamte, Gendarmerie und Zoll verließen den Ort
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Deutsche Frauen und Kinder wurden ins Altreich gebracht.
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10.10. Einzug deutscher Truppen
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Angliederung ans Deutsche Reich (Regierungsbezirk Troppau, Kreis Grulich)
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Einrichtung einer Buslinie entlang der deutsch-tschechischen Grenze von Gießhübel nach Grulich (bis 1945 in Betrieb)
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Auflösung der tschechischen Schule und Umzug der dreiklassigen deutschen Volksschule in das Gebäude.
Das bisherigen Schulgebäude auf dem Ringplatz wurde Rathaus
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Aufleben des Fremdenverkehrs
1939 15.3. Durchzug deutscher Truppen ins angrenzende, neu errichtete Protektorat Böhmen;
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Einrichtung eines Zollkomissariats und einer Zollstelle in Untergießhübel, späterer Grenzpolizeiposten
1939 - 1945 2. Weltkrieg, der Ort verlor 77 Männer (gefallen oder vermißt);
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Aufnahme und Unterbringung von 50 Bombengeschädigten aus dem Ruhrgebiet und Berlin
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Wegen Arbeitskräftemangels Einstellung von Fremdarbeitern
1945 Am 10.5. Durchzug russischer Truppen. Es kam zu Plünderungen und Vergewaltigungen.
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Besetzung des Ortes durch Tschechen.
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Verhaftungen, Verschleppungen, Mißhandlungen der deutschen Bevölkerung mit Todesfolge für mehrere Männer.
Am 1.6. erste wilde Vertreibungen nach Schlesien.
Verpflichtung deutscher Bewohner zu Zwangsarbeiten ins tschechische Landesinnere.
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Das Kriegerdenkmal wurde abgerissen und zertrümmert
Neue Ortsbezeichnung: Olesnice v Orlickych horach
1946 950 Bewohner der seinerzeit 1287 Einwohner von Gießhübel wurden in mehreren Transporten ausgewiesen und über ganz Deutschland verstreut.