Beim Schmuggeln erwischt

Es war das Jahr 1919 nach dem ersten Weltkrieg, da gab mir meine Mutter 2 kg Zucker, den ich nach Reinerz in eine Villa tragen musste. Auf dem Heimweg sollte ich 2 Liter Petroleum und 1 kg Soda mitbringen. Ich traf in Reinerz einen Freund, der ein Jahr älter war als ich. Wir gingen gemeinsam über Kaltwasser am Pansker über die grüne Grenze. Er nahm noch aus einem Haus in Kaltwasser verschiedenes Leergut mit, einen Korb, eine Tasche und leere Säcke.

Als wir 200 m über der Grenze waren, standen wir vor einem tschechischen Finanzer, der sich in der Sandgrube getarnt hatte. Er durchsuchte die Sachen von meinem Freund, dann merkte er, dass ich einen Rucksack auf dem Rücken hatte. Ich verschränkte meine Arme und wollte den Rucksack nicht runtertun.

Da musste mein Freund den Rucksack auf meinem Rücken aufmachen und den Inhalt rausholen. Als er die erste Flasche hochhielt, hatte er den Korken in der Hand, und die volle Flasche Petroleum fiel auf die zweite Flasche im Rucksack – beide Flaschen waren kaputt, und das Petroleum lief über meinen Rücken und über den Allerwertesten an den Beinen runter auf die nackten Füße. Wir gingen ja den ganzen Sommer über barfuss. Ich stank fürchterlich.

Wir mussten mit aufs Zollamt ins Staadtla, dorthin mussten auch unsere Mütter kommen. Der Freund hatte nichts Zollbares, aber meine Mutter musste Strafe zahlen. 


Erzählt von einem Obergießhübler (+), der nicht genannt werden wollte.