Wallfahrten

Josef Schintag (+)

Zu gewissen Zeiten wurden von Gießhübel aus Wallfahrten nach Albendorf, Wartha, zur Dreifaltigkeitskapelle in Bad Reinerz, zum "Bärnla" in Wiederdrieß und zur Kapelle in Rokoli unternommen. Als Schuljunge habe ich bereits all diese Orte besucht. Die längste Wallfahrt war die nach Albendorf. Sie dauerte drei Tage. Gewöhnlich fand diese Wallfahrt zu Mariä Geburt oder auch schon zu den Osterfeiertagen statt. Als Neunjähriger (1906) bin ich zum erstenmal nach Albendorf mitgewandert. Beim Schwarzen Kreuz war Sammelstelle. Die Musikkapelle war auch da. Mittags war Abmarsch. Es ging über Bad Reinerz, Rückers, Walddorf, Neu-Wallisfurth, Stolzenau und Agnesfeld. Wir waren wohl 7 - 8 Stunden unterwegs. Es war Sitte, dass derjenige, der zum erstenmal von einer Anhöhe aus die Basilika erblickte, niederknien und die Erde küssen musste. Müde, nach so einer langen Wanderung, schlief man gut auf den Strohsäcken, die schon vorher in den Quartieren bestellt worden waren.


Wallfahrt nach Albendorf 1934

Am frühen Morgen hieß es, sich beim Engelteiche waschen und sich auf den Tag vorbereiten. Auf den vielen Stufen zur Kirche hinauf beten, niederknien, am Gottesdienste teilnehmen und anschließend den Kreuzweg mit den vielen Kapellen und Stationen betend mitgehen. Am Abend an der großen Lichterprozession im Rundgang der Kirche dabei zu sein, war schon ein Erlebnis! Die vielen Prozessionen sangen mit Begleitung der Musiker fromme Lieder. Dabei stellte ich fest, dass auch anderssprachige Menschen sangen. Es hieß nur aufpassen, um bei seinen Leuten zu bleiben!

Am dritten Tag wurden noch einige Kapellen auf dem Katharinenberge aufgesucht, und dann begann der Heimweg. Spät am Nachmittag gelangten wir, nach einer eingehenden Visitation durch den Grenzbeamten, wieder zu Hause an.