Gießhübel, verbunden mit der Welt

Vor langer Zeit führte entlang des Baches Olesenka ein sogenannter Landsteig (Saumeselpfad) von Königgrätz (Hradec Kralove) über Dobruska, Bystre und Sattel (Sedlonov) nach Gießhübel und über den Hügel bei der Kirche nach Lewin., wo er an den Hauptsteig nach Glatz anschloss, welcher von Nachod dort vorbei führte. Bis zum Jahre 1742 war Glatz böhmisches Gebiet und somit auf dem Landsteig ein lebhafter Betrieb.

Nach dem Jahre 1742 (siebenjähriger Krieg!) teilte ein Schlagbaum das Gebiet Böhmens von dem übrigen Reich ab. Es wurde in Kuttel ein Zollhaus errichtet.

Im Jahre 1892 wurde unter Kaiser Franz Josef II. eine Straße durch das Tal entlang des Baches Olesenka gebaut, welche Gießhübel mit Rokoli und Novy Hradek verband.

Auf Anregung des Besitzers einer mechanischen Weberei, Adolf Soumar, wurde im Jahre 1905 die Straße erneuert, später auch bis Schnesnei (Snezne).

1902 wurde die Bahnstrecke von Glatz an der Grenze bis Schlanei (Slane) fertig. In Lewin wurde ein Bahnhof gebaut, das liegt 10 km von Gießhübel. Dieser wurde für Gießhübel zu einem wichtigen Umschlagplatz. Gießhübel erlaubte, dass man oberschlesische Kohle transportieren durfte und lieferte dafür Holz aus seinen Wäldern zum Weitertransport an. Die Kohle und das Holz wurden bis zum Jahr 1945 gefahren.

1908 wurde überlegt, ob man eine Bahnstrecke von Jaromer über Neustadt, Gießhübel, Deschnei und Solnice bauen sollte. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen.

1914 wurde mit dem Bau einer neuen Straße nach Kuttel begonnen. Diese musste teilweise über Pfarrgrundstücke geführt werden. Die Pfarrgemeinde überließ diese Grundstücke für den Straßenbau zum Preis von einer Krone pro Quadratklafter (=6,25 qm). Das genaue Ausmaß der überlassenen Grundstücke ist nicht bekannt.

Gleichzeitig wurde auch eine Straße von Pollom nach Sattel gebaut. Die Baumaßnahmen waren notwendig, um die Not in dieser Gegend zu lindern und der Bevölkerung die Möglichkeit eines Hinzuverdienstes zu geben.

Dafür fuhr ab dem 1. November 1921 der erste Bus von Neustadt nach Gießhübel. Ab dem 1. April 1922 fuhr er einmal am Tag. Ab Oktober 1938 bis Kriegsende 1945 fuhr er nur noch von Neustadt bis Novy Hradek; im "Grünen Tal" war während des gesamten 2. Weltkrieges ein Schlagbaum, der von reichsdeutschen Gendarmen bewacht wurde. Sie kontrollierten alle Reisenden, die diese Straße benutzten. Ohne Ausweis durfte niemand passieren. Erst nach 1945 verschwand diese Grenze wieder.

Ab 1938 fuhr ein großer Bus von Lewin durch Gießhübel, Pollom, Sattel, Deschnei, an der deutsch-tschechischen Grenze entlang bis Grulich und zurück..

Nach dem 5. Mai 1945 fuhren die Busse wieder täglich von Neustadt bis Gießhübel. Besitzer dieser Busse war ein Herr Rybin aus Neustadt. Später wurde der Busverkehr verstaatlicht.

Unmittelbarer Nachbar wurde nun die Polnische Republik. Die Polen haben sämtliche Grenzübergänge gesperrt, über die Wege wurden Stacheldraht gespannt oder Bäume gefällt. Im Grünen Tal wurde 1947 die Brücke abgerissen, die zur Hälfte auf jetzt tschechischem Gebiet stand. Die Grenze wurde hermetisch abgeriegelt. Wer aus Versehen die Grenze überschritt und erwischt wurde, wurde nach Polen zum Verhör abgeführt. 1949 ackerten die Polen einen 15 m breiten Streifen entlang der Grenze um.

Ergänzung: Am 22. 12. 1996 wurden erstmals zwischen Polen und Tschechien 20 Grenzübergänge geöffnet, so auch am "Schwarzen Kreuz" zwischen Bad Reinerz (Duszniki Zdrój) und Gießhübel (Olešnice), aber nur tagsüber für Radfahrer, Fußgänger, Skifahrer und Rollstühle. Am 1. 6. 2007 wurde ein neuer Grenzübergang für Touristen (Wanderer, Rad- und Skifahrer) auf der Hohen Mense geschaffen. Der Übergang in Kuttel in Richtung Lewin war bis März 2008 jährlich nur zweimal offen: Zum Maifest in Gießhübel und zu einem Kinderfest im Sommer in Lewin – auch jeweils nur für Fußgänger und einen Zubringerbus. Für Autofahrer war der nächstgelegene Grenzübergang in Náchod. Erst ab Mitte März 2008 wurde die sogenannte „Neue Straße“, die mit EU-Geldern von Gießhübel bis Kuttel ausgebessert worden ist, auch für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen freigegeben. Dadurch wurde der Fahrweg ins polnische Schlesien um ca. 20 km verkürzt.
 
 

Aus: " Die Geschichte von Gießhübel im Adlergebirge", zusammengestellt 1996 von
Jaroslava Lemfeldova (+) aus verschiedenen Quellen,
mit Ergänzungen von T.F.

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