Wappen von Gießhübel

 
Land: Böhmen
Landkreis: Grulich
1910: 2041 Einwohner,
1930: 3095 Einwohner
1939: 1285 Einwohner
1947: 605 Einwohner

Der seit 1369 als Pfarrort "Olecnicz" bekannte Ort gehörte zum Frimburger bzw. Friedenburger Burgsprengel, der 1374 zu Opotschno hinzu gekauft wurde. Bis 1850 war Gießhübel der Herrschaft Opotschno untertan, die seit 1495 die Trzkas und ab 1635 die Fürsten Colloredo-Mansfeld besaßen. Bei Gießhübel wurden im 15. Und 16. Jh. Gold- und Eisenerze abgebaut. 1499 soll das als Städtchen bezeichnete "Volesnice" einen Majestätsbrief bekommen haben; als Städtchen wird "Wolessnicze" auch 1537 und 1544 genannt; 1732 "Gießhübel Stadt" (!) (Profous III, 269). Zum Markte bzw. Städtchen wurde Gießhübel aber 1607 von Rudolf II. erhoben, auf die Bitte von Johann Rudolf Frhr Trzka von der Lippe (ReichsGfs "von Lipa" 9.6.1629, BöhmGfSt 22.6.1630): u.U. handelte es sich um eine Bestätigung. Gleichzeitig wurde Gießhübel ein Wappen verliehen: gespalten, rechts in Rot ein silberner Balken (Österreich), links in Blau auf grünem Boden eine silberne Kirche mit Turm und zwei Fenstern, rotem Dach und goldenem Kreuzchen (Siebmacher 54, Taf. 89, danach Schenk 121). Von 1710 blieb ein kleines (23 mal 22 mm) ovales Siegeltypar erhalten mit diesem Wappen und der Umschrift (8-5) STADTL GÜSSIEBLER INSIGL, darunter *1710* (Org. in Heimatstube Adlergebirge, Waldkraiburg; Katalog "Kostbarkeiten aus sudetendeutschen Heimatstuben und Heimatmuseen" München 1973, Nr. 250).

Man kann vermuten, dass dieses Wappen aus dem Siegelbild des (älteren?) Kirchensiegels unter Hinzufügung des habsburgischen Balkens entstand. Allerdings wäre es angebracht, die rechte Wappenhälfte daraufhin zu untersuchen, ob sie nicht möglicherweise als schwarz-silber-rote Teilung verliehen worden ist, d.h. mit der Tingierung des Trzka-Wappens, aus der sich nach 1635 bzw. nach Erlöschen des Geschlechts die österreichische rot-silber-rote Teilung ergab, denn es scheint, dass Gießhübel für die Verleihung der kaiserlichen Farben nicht bedeutend genug war, es sei denn, dass diese Bedeutung aus der Grenzlage des Marktes resultierte.

Aus: A.Zelenka, T.Javora "Sudetendeutsches Wappenlexikon" Seite 128